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Chronische Borreliose – warum sie nicht so einfach gefunden wird

Chronische Borreliose – warum sie nicht so einfach gefunden wird

Bei vielen Infektionskrankheiten ist die Diagnose recht komfortabel möglich: Es gibt einen einzigen Labor-Parameter. Wenn er in einem mehr oder weniger aufwändigen Labortest nachgewiesen wird, „hat man eben diese Erkrankung“. Oder es gibt eindeutige Symptome, die man dieser Krankheit zuordnet. So gelten oft erfreulich simple „Gleichungen“:

  • Schwellung der Drüsen unter dem Ohr oder unter dem Kinn + Schwierigkeiten beim Öffnen des Mundes + erhöhte Temperatur = Mumps. Werden dann noch entsprechende Antikörper (Ig M) in der Blutprobe nachgewiesen, untermauert dies noch die ohnehin schon recht sichere Diagnose
  • Gelenkschmerzen + positiver Rheumafaktor im Labor = Rheuma

 

Anders verhält es sich bei der chronischen Borreliose.

Sie werden jetzt einwenden, dass es auch im Fall der Borreliose zur Bildung von Antikörpern kommt, die man über eine Laboruntersuchung des Bluts nachweisen kann.

 

Was soll also so komplex und kompliziert sein, eine (chronische) Borreliose zu diagnostizieren?

 

Zuallererst muss man sich den alten und immer noch gültigen Satz vor Augen halten, dass man in der Regel nur das finden kann, was man auch sucht. Oder dessen man sich bewusst ist.

Wenn ich mir gar nicht bewusst bin, dass Borrelien z.B. bei chronischen Gelenkschmerzen mit beteiligt sein können und sich negativ auf die Ausheilung auswirken, komme ich gar nicht auf die Idee, einen Test auf Borrelien zu machen.

 

Zumal ein Ausschlusskriterium im Anamnesegespräch ist in den meisten Fällen der Zeckenbiss: Kann sich jemand gar nicht daran erinnern, in jüngerer Zeit von einer Zecke „gebissen“ worden zu sein, wird oft die Idee der Borreliose vom Tisch gewischt.

 

Aber auch wenn dann eine mögliche Diagnose „chronische Borreliose“ noch nicht ausgeschlossen wird, kann es zu einem fälschlicherweise negativen Testergebnis kommen.

Dies ist der Fall, wenn Immunzellen, deren Aufgabe es ist, Antikörper zu produzieren, selbst mit Borrelien infiziert sind. Somit werden keine Antikörper gebildet [1].

Der schulmedizinisch anerkannte und von den Krankenkassen bezahlte „Borreliose-Test“ sucht nicht nach Erregern, sondern nach Antikörpern, die das Immunsystem als Antwort auf die vorhandenen Erreger gebildet hat. Es handelt sich also um einen indirekten Erregernachweis. Die einfache Gleichung "keine Antikörper = kein Erreger" führt dann zu einem falsch-negativen Ergebnis.

 

Es gibt noch viele weitere Faktoren, die die Diagnose „chronische Borreliose“ trickreich machen.

 

 

Eine Auswahl weiterer Gründe:

  1.  Es gibt viele Borrelien-Unterarten. Und jeden Monat wird wieder eine neue entdeckt – so scheint es.
  2. Borrelien sind Meister des Sich-Versteckens. Diese Fähigkeit und deren Folgen verdienen einen eigenen Blog-Beitrag [1].
  3. Es gibt zahlreiche Erreger, die von den gleichen Tieren übertragen werden wie auch Borrelien [1]. Auch hier gilt wieder der alte Satz: Man findet in der Regel nur das, wonach man sucht. Diese sogenannten opportunistischen Erreger können auch Borreliose-ähnliche Symptome hervorrufen. Auch dazu mehr in einem eigenen Beitrag.
  4. Die Borreliose hat viele verschiedene Gesichter. Sie kann viele verschiedene Organe betreffen mit entsprechender Symptomatik [1]. Einige Ausprägungen finden Sie in meinem Beitrag „Chronische Borreliose – die neue Syphilis?".
  5. Es gibt unterschiedliche Überträger von Borrelien, nicht nur die berühmten Zecken. So hat man festgestellt, dass beispielsweise Stechmücken und Bremsen auch häufig Träger und Überträger von Borrelien & Co sind. Und wer wird im Sommer nicht mal gestochen?

 

Mir liegt es fern, Angst schüren zu wollen!

Ich möchte nur das Bewusstsein für die Möglichkeit einer chronischen Borreliose wecken.

Und so dem ein oder anderen, der sich mit der Diagnose „Alterserscheinung“ oder „Simulant“ nicht zufrieden geben möchte, einen Ausweg aufzuzeigen.

 

[1] Dr. Dietrich Klinghardt, Ariane Zappe: "Die biologische Behandlung der Lyme-Borreliose - Die Persistenz von Erregern als Usache chronischer Erkrankungen"